Dies ist der dritte Teil der Serie über unseren finanziellen Masterplan. Hier geht es zum ersten Teil und zur Übersicht über die ganze Serie.
Im zweiten Teil über unseren finanziellen Masterplan habe ich dir gezeigt, wie unser Vermögen strukturiert ist.
Kurze Wiederholung: Unser aktuell verfügbares Vermögen (also ohne Vorsorgekapital usw.) beträgt etwas mehr als 250’000 Franken und ist so aufgeteilt:
„Whaaaat?!“, hast du beim Anblick dieses Kuchens vielleicht gedacht. „Aktien sind doch viel zu gefährlich! Du darfst nur Spielgeld investieren, das du nicht zum Leben brauchst! Du könntest alles von heute auf morgen verlieren! Du kannst doch nicht über 90% deines Vermögens investieren!“
Pustekuchen! Dein Geld nicht zu investieren, ist gefährlich. Lässt du es auf deinem Konto rumgammeln, verlierst du garantiert durch die Inflation.
Aber okay. Selbstverständlich ist es sehr individuell, wie viel Geld jemand flüssig auf seinem Bankkonto halten soll und wie viel er investieren kann.
Unsere aktuelle Situation sieht so aus:
- Wir haben weder ein Haus noch ein Auto, wo grössere Reparaturen oder ähnliche ungeplante Kosten anfallen könnten.
- Im Moment arbeite ich 30% und verdiene damit pro Monat fast das dreifache von unseren aktuellen gemeinsamen Lebenskosten (und Anika arbeitet gar nicht). Sollten wir für irgendetwas unerwartet mehr Geld brauchen, haben wir hier noch eine Menge Spielraum. Wir könnten einfach beide für eine Weile unser Pensum ein bisschen erhöhen.
- Selbst wenn die Börse crasht und sich der Wert unseres Aktienportfolios halbiert, wird dies nur vorübergehend sein. Bis jetzt wurden noch nach jedem Crash neue Allzeithochs erreicht. Wahrscheinlich wollen wir während eines Crashs keine Anteile verkaufen, um das Portfolio nicht noch stärker zu belasten – das müssten wir sehr wahrscheinlich auch nicht, da wir gelernt haben, mit viel weniger Geld auszukommen, als wir potenziell verdienen könnten. Wir können also jeden Crash locker durch aktive Arbeit überbrücken.
- Gemäss unserer Entnahme-Regel wäre es nicht einmal nötig, während eines Crashes auf die Entnahme zu verzichten. Wir könnten die Entnahmen selbst während eines Crashes tätigen. Sie basiert nämlich auf Worst-Case-Szenarien und hätte auch sämtliche Crashs der Vergangenheit überstanden.
Wie du siehst, haben wir trotz der relativ aggressiv scheinenden Strukturierung eine Menge Puffer eingebaut. Du kannst deine eigene Gewichtung des risikoarmen und des risikobehafteten Teils (siehe letzten Artikel) selber so wählen, wie du dich wohl fühlst und wie es für deine persönliche Situation sinnvoll ist. Beispielsweise hatten wir früher noch einen „Emergency Fund“ in Cash, der unsere Ausgaben von rund sechs Monaten in der Schweiz abdeckte. Je grösser unser Aktienportfolio wurde, umso unnötiger wurde dieser Fund für uns, und so haben wir ihn schrittweise in das Portfolio integriert.
Bevor wir dir in einem späteren Artikel zeigen, wie unser Aktien- und Anleihenportfolio genau aussieht, möchte ich dir die einfachste Form eines guten Portfolios präsentieren.
Vielleicht hast du bei der Lektüre des letzten Artikels gedacht: „Alles klar, du sagst, Aktien zu kaufen ist besser, als das Geld auf dem Bankkonto rumliegen zu lassen. Aber was soll ich denn bitte schön kaufen? Kenn mich mit dem Kram ja nicht aus!“
Ich zeige es dir. Wahrscheinlich wird es viel einfacher, als du denkst.
Die Variante, die ich dir zeige, ist sehr einfach, macht fast keine Arbeit, und du hast sämtliche wissenschaftliche Statistiken auf deiner Seite.
Let’s go! Ich fange damit an, was du nicht tun solltest.
Kaufe nicht, was dir dein Bankberater empfiehlt
Niemals. „Bankberater“ sind keine Berater, sondern vielmehr Verkäufer. Woran sie selber nichts verdienen, das werden sie dir nicht empfehlen.
Leider sind die Produkte, woran sie verdienen, die, woran du nicht verdienst. Und die Produkte, an denen du verdienst, bringen ihnen nichts ein.
Kaufe keine Einzelaktie, die dir dein Coiffeur oder Nachbar empfiehlt
Selbst wenn Warren Buffet diese Aktie auch besitzt, ist sie wahrscheinlich kein optimales Investment für dich. Es gibt tausende von börsennotierten Unternehmen weltweit – wie gross stehen die Chancen, dass genau diese Aktie die richtige Wahl ist?
Wähle keine Fonds nach dem Morningstar-Rating aus
Nur, weil dieser spezifische Fonds in den letzten paar Jahren gut abgeschnitten hat, muss er das nicht weiterhin tun. Im Gegenteil, sehr wahrscheinlich wird er es nicht. Kein Fonds mit gutem Rating behält dieses Rating langfristig.
Kaufe keine aktiv gemanagten Fonds
Aktiv gemanagte Fonds werden von einem Manager verwaltet. Der Manager versucht jeweils, die Performance eines bestimmten Aktienindex zu übertreffen. Das tut er, indem er versucht, Anteile günstig zu kaufen und teuer zu verkaufen (sog. „Market timing“).
Diverse Studien haben aber gezeigt, dass es keinem Fonds-Manager gelingt, den Vergleichsindex dauerhaft zu übertreffen. Klar, im einen oder anderen Jahr mag ihm das gelingen – aber nicht mit Konsistenz. Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn.
Wahrscheinlich fallen die meisten Produkte, die dir dein „Bankberater“ (richtiger: Bankverkäufer) andrehen will, in diese Kategorie. Renn weg!
Versuche nicht, den Markt zu timen
Genauso wie kein professioneller Fondsmanager es schafft, den Markt dauerhaft zu schlagen, wirst auch du es nicht schaffen.
Ja, ich weiss, Warren Buffet hat es auch geschafft. Du bist aber nicht Warren Buffet. Anzunehmen, du wärst es, ist etwa das Gleiche, als würdest du davon ausgehen, du könntest Roger Federer auf dem Tenniscourt oder Usain Bolt auf der 100-Meter-Bahn schlagen. Du wirst verkacken.
Alles klar soweit? Jetzt wissen wir, was wir nicht tun sollten. Kommen wir nun dazu, was wir stattdessen tun können.
Diversifiziere breit
Zu diversifizieren heisst, Risiko zu streuen. Lege nicht alle Eier in einen Korb, sondern beteilige dich an einer Vielzahl von Unternehmen. Dadurch können wir erreichen, dass das Risiko bei gleichbleibender Rendite abnimmt.
Lass mich das anhand eines kleinen Beispiels vorrechnen:
Stell dir vor, wir haben ein Unternehmen, das Regenschirme herstellt, und eines, das Badehosen herstellt. Beide haben die gleiche durchschnittliche Jahresrendite. Jedoch geht es in kälteren Jahren der Regenschirm AG finanziell besser und in heisseren Jahren der Badehosen AG.
Portfolio- struktur | Kaltes Jahr 1 | Heisses Jahr 2 | Kaltes Jahr 3 | Kaltes Jahr 4 | Heisses Jahr 5 | Heisses Jahr 6 | Heisses Jahr 7 | Kaltes Jahr 8 | Ø Jahres-rendite | Std.- Abw. |
Rendite Portfolio 1: 100% Badehosen AG | 4.- | 10.- | 4.- | 4.- | 10.- | 10.- | 10.- | 4.- | 7.- | 3.20 |
Rendite Portfolio 2: 100% Regenschirm AG | 10.- | 4.- | 10.- | 10.- | 4.- | 4.- | 4.- | 10.- | 7.- | 3.20 |
Rendite Portfolio 3: 50% Badehosen AG/50% Regenschirm AG | 7.- | 7.- | 7.- | 7.- | 7.- | 7.- | 7.- | 7.- | 7.- | 0.00 |
Durch die Beimischung beider Unternehmen in unser Portfolio erreichen wir, dass die Wertschwankungen enorm abnehmen (sich in diesem einfachen Beispiel komplett aufheben), während die jährliche Rendite die gleiche bleibt.1
Halte die Kosten tief
Wir können nicht kontrollieren, wie der Markt sich entwickelt. Aber wir können kontrollieren, wie hoch die Kosten unseres Portfolios sind. Und diese haben enorme Auswirkungen!
Die aktiv gemanagten Aktienfonds, die ich weiter oben erwähnt habe, scheitern nicht nur beim Versuch, einen bestimmten Index zu übertreffen, sondern sie sind auch noch deutlich teurer, als passive Fonds, die einfach nur den Index abbilden. Nach Kosten schneiden sie also erst recht schlechter ab als der günstige Indexfonds, der nicht aktiv verwaltet werden muss.
Die jährlichen Kosten eines aktiv verwalteten Fonds belaufen sich nicht selten auf 2% oder sogar 3%, während passive Fonds in der Regel etwa 0.1% bis 0.7% kosten. Selbst wenn der aktiv verwaltete Fonds gleich gut abschneiden würde wie der passive Indexfonds, wäre der resultierende Unterschied des jeweiligen Endwerts nach Kosten über eine Zeitdauer von 30 oder 40 Jahren gigantisch – in der Regel schneidet er aber sogar vor Kosten schlechter ab.
Bei weltweiten Aktien können wir mit einer realen Rendite (d.h. nach Inflation) von etwa 5.2% pro Jahr rechnen.1 Wir können weiter davon ausgehen, dass ein aktiv verwalteter Fonds diese Rendite im Schnitt nicht erreicht – nehmen wir an, er erwirtschaftet 4%. Kostet der Fonds dann auch noch 2% bis 3%, bleiben für uns noch 1 bis 2% übrig. Wenn wir dazu selber noch der Meinung sind, durch zusätzliche Kauf- oder Verkaufstransaktionen unsere Rendite verbessern zu können (was uns nicht gelingen wird), kann durch die Transaktionsgebühren auch bald einmal eine negative Rendite resultieren.
Kaufen wir dagegen einen passiven Indexfonds, der 0.3% pro Jahr kostet, und verzichten auf unnötige Transaktionen, bleiben von der anfänglichen Rendite von 5.2% noch 4.9% übrig!
Die Devise lautet deshalb: Halte die Kosten tief und investiere in passive Indexfonds. Versuche nicht, Produkte zu kaufen, die den Markt schlagen, sondern kaufe einfach den Markt.
Investiere strikt nach System und emotionslos
Wenn du flüssiges Kapital hast, das du investieren kannst, investiere es jetzt. Gefühlt ist nie der richtige Zeitpunkt, um zu investieren. Entweder sind die Kurse schon zu lange gestiegen oder sie könnten noch ein bisschen tiefer fallen, bevor du einsteigst. Deswegen ist immer der richtige Zeitpunkt.
Halte dich an die Weisheit: «Time in the market beats timing the market.»
Lege dich auf dein gewünschtes Verhältnis zwischen risikobehaftetem und risikoarmem Teil deines Vermögens fest und stelle das Verhältnis systematisch und emotionslos einmal jährlich wieder her. Dadurch wirst du automatisch Aktienanteile verkaufen, die im Wert gestiegen sind, und nachkaufen, wenn sie günstig sind.
Wenn die Kurse stark fallen, verfalle nicht in Panik, sondern halte deine Anteile. Halte dich an dein System und stelle dein Zielverhältnis wieder her. Freue dich, dass du günstige Anteile kaufen kannst! Erinnere dich daran, dass bis jetzt noch nach jedem Crash neue Allzeithochs erreicht wurden.
Verfolge die Aktienkurse nicht täglich. Sie schwanken, sie sind volatil. Je öfter du sie checkst, umso wahrscheinlicher ist es, dass du nervös wirst und etwas Unüberlegtes tust. Halt die Füsse still. Du bist langfristig investiert. Langfristig kannst du nicht verlieren – alle Statistiken sind auf deiner Seite.
Also zusammengefasst:
- Lege nicht alle Eier in einen Korb, sondern streue breit.
- Kaufe keine teuren Produkte, die versprechen, den Markt zu schlagen (und in aller Regel scheitern), sondern kaufe einfach günstig den Markt.
- Lass die Emotionen aus dem Spiel und investiere strikt nacht deinem System.
«Komm endlich zum Punkt, was soll ich denn jetzt kaufen?!»
Ich komm ja schon! Also, es ist wirklich einfach. Ich hoffe, du wirst nicht enttäuscht sein.
Du musst nur einen einzigen Fonds kaufen, der die obigen Kriterien alle erfüllt. Und zwar einen börsengehandelten Fonds, einen ETF (Exchange Traded Funds).
Ein ETF bildet jeweils einen bestimmten Index ab. Zum Beispiel den Swiss Market Index SMI oder den Dow Jones Industrial Average.
Wir wählen aber nicht einen so spezifischen und eng gefassten Index wie den SMI oder Dow Jones, sondern wir nehmen einen Index, der den globalen Aktienmarkt abbildet.
Zwei Indizes, die sich dafür gut eignen, sind der FTSE All-World und der MSCI All Country World Index.
Oft gibt es für einen bestimmten Index mehrere ETFs, die ihn abbilden. So auch für diese beiden Indizes. Für Anleger aus der Schweiz wären diese beiden ETFs eine gute Wahl für diese Indizes:
- FTSE All-World: Vanguard FTSE All-World UCITS ETF Distributing
ISIN: IE00B3RBWM25
Gesamtkostenquote: 0.22% pro Jahr
Replikationsmethode: Physisch - MSCI All Country World Index: UBS ETF (IE) MSCI ACWI SF UCITS ETF (USD) A-acc
ISIN: IE00BYM11H29
Gesamtkostenquote: 0.21% pro Jahr
Replikationsmethode: Synthetisch
Warum gerade diese beiden? Weil sie die günstigsten sind.
Beide ETFs bilden ziemlich die gleichen Unternehmen ab und wenn du die historischen Charts der beiden anschaust, wirst du sehen, dass sie praktisch identisch aussehen. Wir brauchen also nur einen davon.
Auch wenn der Vanguard-ETF mit einer Gesamtkostenquote von 0.22% pro Jahr der teurere der beiden ist, würde ich mich für diesen entscheiden. Der Grund dafür ist die Replikationsmethode. Wann immer zwei vergleichbare und kostenähnliche ETFs zur Verfügung stehen, wobei einer der ETFs physisch repliziert wird und der andere synthetisch, solltest du dich für den physisch replizierten entscheiden. Grund dafür ist, dass bei den physisch replizierten ETFs kein Emittentenrisiko besteht, während die synthetischen theoretisch ein minimales Emittentenrisiko aufweisen. Das Risiko ist nicht so gross, dass du komplett auf den synthetischen ETF verzichten musst, falls keine physisch replizierte Variante zur Verfügung steht – hier macht es aber Sinn, den physischen zu wählen.
So einfach ist es! Für dein breit diversifiziertes, günstiges Aktienportfolio brauchst du nur diesen einen ETF.
Soweit so gut. Nächster Schritt!
Wo kaufst du diesen ETF nun? Dass du ihn über deine Hausbank kaufen kannst, ist unwahrscheinlich. Und wenn, dann wohl teuer.
Hier bietet sich ein Online Broker an. Wir selber nutzen Interactive Brokers* und sind sehr zufrieden damit. Insbesondere, wenn du über 100’000 Franken investieren möchtest, ist dieser Broker sehr günstig.
Falls du erst einmal mit kleineren Beträgen anfangen willst, bietet sich auch Degiro an. Vor allem, wenn du das hier vorgestellte Aktienportfolio mit dem Vanguard-ETF umsetzen willst, ist Degiro eine gute Wahl, da dieser Fonds bei diesem Broker kostenfrei gehandelt werden kann.
Hast du dein Broker-Konto eröffnet, brauchst du nur noch Geld zu überweisen (am besten per Dauerauftrag!) und regelmässig ETF-Anteile zu kaufen. So einfach.
Du bist an der Reihe!
Jetzt bist du mit allem gewappnet, was du für eine finanziell rosige Zukunft brauchst. Je früher du anfängst, dein Geld gewinnbringend zu investieren, umso stärker profitierst du dank der Kumulierung über die Jahre davon.
Nochmal zusammengefasst deine Action-Steps. Erledige den ersten Schritt noch innerhalb der nächsten 72 Stunden und schiebe es nicht weiter auf!
- Eröffne ein Depot bei Interactive Brokers*, Degiro oder einem anderen Broker deiner Wahl.
- Bestimme dein gewünschtes Verhältnis zwischen dem risikoarmen und risikobehafteten Teil deines Vermögens. Je grösser der risikobehaftete Teil, desto grösser auch die Rendite. Je kleiner der risikobehaftete Teil, desto geringer die Schwankungen. Den risikoarmen Teil deines Vermögens hältst du als Cash auf einem Konto oder investierst du in kurzläufige Anleihen in deiner Heimatwährung von Staaten mit bester Bonität (auch dafür gibt es einen geeigneten, günstigen ETF).
- Überweise Geld auf dein neues Depot, kaufe deine ersten Anteile des gewünschten Aktien-ETFs und baue damit den risikobehafteten Teil deines Vermögens auf.
- Investiere weiter, halte dich an dein gewünschtes Verhältnis zwischen risikobehaftetem und risikoarmem Teil, habe Geduld und lass die Magie sich entfalten.
1 Quelle: Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs: Wie Privatanleger das Spiel gegen die Finanzbranche gewinnen (Kommer)* Das Buch ist sehr empfehlenswert. Ist es dir zu dick, kannst du auch mit der kürzeren Fassung dieses Buches für Einsteiger beginnen: Souverän investieren für Einsteiger. Wie Sie mit ETFs ein Vermögen bilden*
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Hallo Roli
Habe euren Blog von Olivier erhalten und finde es recht intressant was du schreibst. Kann vielem zustimmen! Gerade jetzt wäre natürlich eine Chance Geld so zu investieren.
Was aber von mir aus gesehen nicht vergessen werden sollte ist: Diversifikation ist sehr wichtig und das hat sich in der Geschichte auch immer gezeigt. Das Ziel eines All World ETF wäre ja auch gerade Diversivikation. Beim zweiten ETF den du afgeführt hast von der UBS hast du eine Replikationsmethode über Swaps, hätten wir nun einen Ausfall von verschiedenen Gegenparteien kann dieser ETF sehr schnell viel Wert verlieren egal was die Aktien machen (sowiet ich das verstehe). Beim ersten ETF (sollte) das weniger ein Problem sein aber auch da ist es wichtig genau hinzuschauen, die meisten ETF kaufen nicht wirklich den ganzen markt sondern haben ausgerechnet welche Aktien sie kaufen müssen damit der Markt abgebildet werden kann. Solange diese Rechnung stimmt stimmt der ETF. Nun haben wir aber seit den 00 Jahren eine ETF Schwemme (also die Anzahl ETF und die Gelder die reinfliessen explodieren). Dies kann Dynamiken annehmen die dann nicht mehr zwingend mit früher vergleichbar sind. Ein Beispiel ist die starke Übergewichtung von US Aktien und Index Aktien. Das heisst diese Aktien sind heute viel teurer bewertet als andere aktien teilweise nur schon weil so viel gelder in ETF dieser Indexe geflossen ist. Da du hier Welt ETF aufführst ist dies sicher schon um einiges ausgeglichener als nur ein SNP 500 ETF. Ob alles Geld in einen einzigen ETF zu stecken nun sicher diversifiziert ist kommt sehr auf den Aufbau und die Absicherung des ETF drauf an.
Etwas mehr in die Richtung kann man unter ETF Blase und Micheal Burry auf Youtube finden. Er spricht da vor allem über ETF in kleineren Märkten sowie über Wetten die in ETF’s aufgenommen werden und aber nur so lange einen Wert haben wie die Gegenpartei existiert.
Ich persöhnlich würde aber auch keien Schnellschüsse machen und ich denke auch das wir Momentan nicht in dem von Burry genanten Crash sind und das sich das alles wieder erholt. Längerfristig sich Gedanken zu machen ob ein ETF alleine eine genügende Diversivikation ist, denke ich kann man sicher aber machen.
Und wenn der Anlagehorizont nicht 25 Jahre ist wäre eine gute Diversivikation wohl auch noch mit Immobillien (z.B. REIT) und ganz wenig Edelmetal eher gegeben. Nach 1929 ging es in den USA, was der erfolgreichste Aktienmarkt war im letzten Jahrhundert, 25 Jahre bis die höchststände wieder erreicht wurden. Dazu gibt es auch intressante Analysen von Ray Dalio(sehr empfehlenswert).
Aber das alles nur so als Zusatz. Grunsätzlich ist natrülich auf lange frist bisher Geld/Cash keine gute Empfehlung gewesen und Anteile an Firmen (oder etwas was Wert schafft) viel besser. Auch sehr wichtig ist es seine Strategie gerade in solchen Zeiten nicht aufgrund von Gefühlslagen zu ändern (denke das machst du ja genau richtig). Ich selbst kaufe momentan auch regelmässig zu.
Hey Lukas!
Schön, von dir hier zu lesen. 🙂 Vielen Dank für deinen interessanten Kommentar.
Genau, Ziel des globalen ETFs ist die breite Diversifizierung.
Synthetische vs. physische Replizierung:
Bin ich mit dir einig. Weil der zweite genannte ETF synthetisch repliziert (ein „Swapper“) ist, würde ich den ersten, physisch replizierten ETF vorziehen, obwohl dieser 0.01 Prozentpunkte teurer ist.
Bei den synthetisch replizierten ETFs wäre das Verlustrisiko bei Konkurs des Emittenten soweit ich weiss auf 10% beschränkt (bei physisch replizierten 0%). Meines Wissens ist ein solcher Ausfall bis jetzt noch nie vorgekommen und ich weiss auch nicht genau, wie realistisch es ist.
Wenn ein physisch replizierter ETF für den gewünschten Index zur Verfügung steht, wähle ich diesen, weil dort das Emiemtentenrisiko komplett . Falls für den gewünschten Index nur ein Swapper zur Verfügung steht oder das physisch replizierte Pendant deutlich teurer wäre, dann wäre für mich auch der Swapper akzeptabel (Kommer empfiehlt den synthetisch replizierten ETF, wenn er mindestens 0.15 Prozentpunkte günstiger ist als der physisch replizierte).
Diversifizierung und Gewichtung der einzelnen Länder:
Ja, beide genannten ETFs sind global gestreut. Im Factsheet zum Vanguard-ETF steht z.B., dass der replizierte Index mehr als 95% der weltweit investierbaren Marktkapitalisierung abdeckt. Er investiert sowohl in Industrie- als auch in Schwellenländer und ist nach Marktkapitalisierung gewichtet (wie der andere genannte Index auch).
Da beide Indizes nach Marktkapitalisierung gewichtet sind, ist die USA natürlich stark vertreten. In beiden Indizes mit etwa 55%. Dies entspricht der „objektiv betrachteten“ globalen Marktkapitalisierung und ist nicht künstlich übergewichtet. Wenn man das Gewicht der US-Aktien senken möchte, könnte man das aber natürlich über die Beimischung von ETFs anderer Länder erreichen.
Hast du die USA in deinem Portfolio tiefer gewichtet?
Immobilien und Edelmetalle:
In den globalen ETFs sind auch Immobilienaktien vorhanden. Könnte man bei Bedarf natürlich auch erhöhen über einen zusätzlichen Immobilienaktien-ETF oder REITs. Ich persönlich halte auch einen Immobilienaktien-ETF zusätzlich (4.6% des Gesamtportfolios) – bin mir aber nicht sicher, ob ich den wirklich brauche. Gleiches gilt für Edelmetalle. Gold rentierte in den letzten 120 Jahren mit 0.6% real und mit Immobilien sieht es nicht viel besser aus. Ein Investment in Immobilien oder Edelmetalle könnte deshalb auch einfach nur Opportunitätskosten darstellen und man würde langfristig besser fahren, wenn man das Kapital einfach in Aktien investiert.
Um die Volatilität (und damit auch die Rendite und auch das Risiko) des Gesamtportfolios zu senken würde ich persönlich eher den risikoarmen Anteil des Portfolios erhöhen (also Cash und kurzläufige Anleihen von Staaten höchster Bonität in Heimatwährung). Ich mag es simpel und einfach. 🙂
Darf ich fragen, in welche ETFs du investierst und wie du sie gewichtest? Und nach welchen Kriterien du sie ausgewählt hast?
ETF-Blase und Michael Burry:
Über dieses Thema habe ich auch schon einiges gelesen und gehört. Ich denke, man darf hier auch nicht vergessen, dass Burry als Hedgefonds-Manager aus dem Lager der aktiven Anleger kommt und auch nicht unbedingt daran interessiert ist, dass passive Indexfonds mehr Fahrt aufnehmen.
Soweit ich weiss liegt der Anteil des Kapitals, das global über passive Indexfonds investiert wird, bei etwa 10 bis 15% und es hat damit auch nicht die Auswirkungen, die uns die ETF-Verteufeler (die i.d.R. Geld mit aktiv verwalteten Fonds verdienen) gerne glauben machen wollen.
Wovon ich ganz sicher aber auch abraten würde, sind irgendwelche Spezial-ETFs für Nischenmärkte, gehebelte ETFs, Short-ETFs und dergleichen, die kurzfristigen spekulativen Zwecken dienen. Wähle wenige breit diversifizierte ETFs, investiere langfristig (mehrere Jahrzehnte) und nimm die (durchschnittliche!) reale Jahresrendite von 5% mit.
Aktuelle Zeiten:
Genau, nur nicht aus der Ruhe bringen lassen. 🙂 Man muss wissen, wie viel Risiko man verträgt, und den Anteil seines risikobehafteten Vermögens dementsprechend wählen (wie im Vorgängerpost geschrieben). Vielleicht merkt man in einer solchen Phase auch, dass man sich überschätzt hat und einem die jüngsten Kursverluste mehr zu schaffen machen, als man dachte. Objektiv wäre es in diesem Fall am besten, durchzubeissen und die Krise auszusitzen und den risikobehafteten Anteil zu reduzieren, wenn sich die Märkte wieder erholt haben. Dass sie sich wieder erholen werden, steht meines Erachtens ausser Frage – nur wann es soweit sein wird, wissen wir nicht.
Hallo Roli
Ah das ist interessant mit der Besicherung, dass wusste ich nicht. Aber von wem wird das besichert? Übrigens finde ich deinen ganzen Blog sehr fundiert und interessant geschrieben!
Denke Burry meinte hauptsächlich auch nicht den All World ETF von dir (ausser vlt der Übergewichtung von Dowjones oder USA Aktien alg. die durch das viele ETF Geld von allen Anlegern entstanden sein könnte –> Die meisten haben ja nicht den All World ETF).
Da ich selbst die Möglichkeit habe Cash zu über 2% Zinsen anzulegen bin ich bei vielen Investemts normalerweise eher zurückhaltend.
Ich selbst fühle mich bei meinen Investments sicher wenn ich die Aktien genügend günstig bekommen habe und wirklich an die Unternehmen glaube. Diese Strategie habe ich mir in den letzten Jahren etwas aufgebaut/zurechtgelegt (auch psychisch mit verschiedenen Rücksetzern). Wenn ich hier etwas falsches kaufe weiss ich immerhin wer Schuld ist ?. Aufgrund der Strategie bin ich aber sehr wenig bis gar nicht in den USA investiert, was mir bisher nicht viel brachte ;-). Für mich ist es aber auch eher wichtig, dass ich in Europa und teilweise in Korea gut mithalten kann. Wenn nun die USA abzieht und Europa bleibt gleich, dann ist es für mich weniger Schlimm weil ich auch hier meine Ausgaben habe. In Immobilen und Gold bin ich selbst nur spekulativ angelegt und im Moment wegen den Preisen gar nicht.
Jetzt gerade sehe ich aufgrund meiner Strategie aber sehr grosse Chancen und kaufe darum kräftig zu. ETF habe ich bisher aber erst den IShs MSCI Euro gekauft. Ansonsten habe ich viele Einzelaktien (9) gekauft die auch alles Wetten sind. Einige davon hatte ich natürlich schon zuvor diese sind im Schnitt etwa gleich viel gefallen wie der World Index (sicher viel stärker als die Tech Aktien). Nun habe ich aber momentan auch Wetten offen die für mich persönlich Sinn machen, so habe ich z.B. auch Öl (auch mit ETF) oder Silber (Mit einem speziellen Konto) gekauft. Viele meiner Wetten passen auch zu meinen Lebensumständen, so bin ich bei Immobilien zurückhaltend weil das wohl meines Arbeitgebers stark von dem Markt abhängt und wenn es dem Markt gut geht, geht es auch meinem Job gut und andersrum. Auch bei Techfirmen sehe ich es etwas lockerer, das ich nicht überall mitverdien, weil ich selbst in dem Bereich ausgebildet bin und auch vom Aufschwung profitiere.
Meine Strategie Wiederspricht natürlich der breiten ETF Strategie aber passt besser zu meiner Psyche ? und halt dem Umstand das ich Cash recht marktunüblich anlegen kann, in Zeiten wo ich abwarte. Ob das Antizyklische investieren aufgeht sieht man erst in der Zukunft. Auch ich habe wie viele den Crash schon viel früher erwartet und war darum in den letzten Jahren zögerlich. Zudem passt meine Strategie (wenn überhaupt nur für mich), deine aber ist natürlich ein schönes Rezept für alle und ich glaube auch voll das sie längerfristig aufgeht solange die ETFs die Darunterliegenden Aktien am Schluss wirklich auch liefern können.
–> Übrigens habe ich nach dem lesen deiner Posts auch noch Limiten auf deinen ETF gesetzt, leider sind aber die Märkte bisher noch nicht soweit Abgestürzt das dieser ausgelöst wurde (viele andere schon).
Vielen Dank für das Kompliment. 🙂
Emittentenrisiko bei ETFs: Das Kapital der Anleger bildet Sondervermögen des Herausgebers des jeweiligen ETFs. Es wird getrennt vom Kapital der Fondsgesellschaft verwaltet und fliesst bei Konkurs der Gesellschaft nicht in die Konkursmasse.
Wow, 2% auf dem Bankkonto ist natürlich Luxus. 🙂 Aber ist real nach Inflation halt auch nur etwa 0%. 😉
Ich glaube auf jeden Fall, dass ein holistischer Ansatz Sinn macht (Berücksichtigung des Lebensmittelpunkts Europa/Korea, der Branche deines Arbeitgebers und deines Humankapitals im Techbereich). Bin sehr gespannt, ob du mit deinen Einzelwetten langfristig eine positive Rendite erwirtschaften kannst oder gar ein einfaches globales Buy-and-Hold-Portfolio schlägst – da bin ich etwas skeptisch, mindestens beim letzteren. 🙂 Führst du da Buch darüber?
Vorweg. Würde jedem anderen auch eher deine Strategie Empfehlen (vielleicht nicht gerade alles in einen ETF aber von der Richtung her sonst definitiv!)
Abgesehen davon:
Wenn nun der Emittent aber pleite geht ist es nicht sicher das da noch genügend Kapital Vorhanden ist oder? Solange nicht der Staat mit dem Geldmonopol garantiert (was ich bei All Wolrd als unmöglich sehe) bleibt halt dieses klitze kleine Rest Risiko das ein Totalverlust eintreten könnte.
ETF’s gibt es seit 1970 und aber erst seit 2000 explodiert das Vermögen in ihnen sowie die Anzahl ETF, einen Rückzug von grossem Kapital aus ETF’s gab es bisher meines Wissens noch nie.
In der Schweiz habe ich momentan (letze 12 Jahre) mit 2% schon eine gute Vermehrung für das Risiko da wir nie mehr als 0.6% Inflation hatten und teilweise sogar Deflation. Inflationsraten von über 2% sind schon sehr lange her aber können natürlich auch wieder kommen (gerade jetzt frage ich mich das). Ein anderes Thema war die Werteinflation von Investitionsgüter die haben sich im selben Zeitraum verdoppelt, da viel Geld von den Nationalbanken etc. eher in diese Güter Floss. Ob das in Zukunft nochmals gleich bleibt, bleibt abzuwarten aber kann gut sein. Was aber sicher ist, dass die Strategie des All World ETF momentan auch Stark eine Strategie von Amerika ist wegen der Starken Gewichtung der Amerikanischen Wirtschaft in der Welt.
Meine Investments habe ich 2016 angefangen da wäre ich natürlich mit dem ETF besser gefahren, da ich viele sehr teuere Aktien da nicht mehr gekauft habe (Google, Apple, Facebook, Microsoft etc). Ob meine Strategie funktioniert zeigt sich somit erst in 1-4 Jahren, da ich momentan stark am Zukaufen bin. Eine gute Regel finde ich da z.B. für jede 10% die der Markt runter geht mit 10% des Vermögens rein (würde auch in ETF gut passen nur sind die halt weniger Volatil und ich möchte jetzt Möglichst die Volatilität nutzen).
Ob ich mit meinem Stockpicking den Markt über Jahre hinaus schlage (wird wohl schwer aber es macht viel Spass 😉 ).
Habe mir in der Zwischenzeit noch den ETF etwas genauer angeschaut. Auffallend ist schon das die Schweiz z.B. höher gewichtet ist als Deutschland auch China ist nur weniger als Doppelt so stark gewichtet wie die Schweiz. Würde die USA (Gewichtung von 56% im Vergleich von einem BIP von 23% im Weltweiten Vergleich) einen schock erleiden muss man bei diesem ETF davon ausgehen das man überdurchschnittlich viel verliert im Weltweiten Verlgeich und umgekehrt. Die grössten Firmen in China sind nicht investierbar (da Staatsfirmen) das heisst aber nicht das die chinesische Wirtschaft nicht blüht. Zudem sieht es für mich so aus als ob Gegenseiteige Abhängigkeiten existieren, so ist Apple eine der grössten Positionen und auch Berkshire Hathaway welche wiederum einer der grössten (oder der grösste?) Apple Aktionären ist. Für mich sieht es in den gennanten ETF darum schon etwas danach aus als wäre hier nicht eine volle Diversifikation gegeben.
Um überall investiert zu sein müsste man auch wirklich überall investiert sein. Da kann es ja nicht sein, dass die Schweiz mit ihrem kleinen Markt einen grösseren Posten wie Deutschland ausmacht und fast gleich gross wie China. Würde so z.B. China in Zukunft sehr stark weiter wachsen partizipiert man davon nicht. Die Chance das der Trend mit der USA als Leader Nation kehrt ist momentan sehr hoch, da nur schon das BIP von China bald gleich gross ist (oder schon gleich gross). Somit kann man die letzen 110 Jahre hier nicht gut vergleichen (das war die Zeit der USA).
Übrigens schreibe ich nur soviel weil mich das Thema und auch deine Meinung dazu interessiert ;-). Wie schon gesagt bin ich gerade am Stark mein Portfolio ausbauen darum beschäftige ich mich momentan wieder recht intensiv mit den Märkten. Ich denke nach wie vor deine Strategie (mit Investieren statt Konsumieren) geht gut auf und momentan wäre nicht die Zeit diese zu Ändern. Ob das wirklich alleine der richtige ETF ist da bin ich aber immer noch skeptisch. Würde denn der ETF z.B. bei einem Techschock in speziell der USA nicht stark überdurchschnittlich korrigieren? Momentan ist glücklicherweise ja gerade das gegenteil der Fall und wir sehen viele Vorteile für Techunternehmen gegenüber herkömmlichen Industrien.
Wir können zwar nicht wie Roger Federer Tennis spielen aber in den Aktienmärkten können wir die ganz grossen kopieren. Ich denke hier ist z.B. das Famillienportfolio von Charlie Munger oder der Inhalt des Hedgefonds von Ray Dalio intressant. Jetzt aktien zu verkaufen wäre jedenfalls jeglicher Logik, da jetzt alles billiger ist.
Spannender Kommentar. 🙂
Geht hier um die Diskussion, ob die Länder im Portfolio nach Marktkapitalisierung oder nach BIP gewichtet werden sollen. Der Unterschied zwischen Marktkapitalisierung und BIP ist bei einigen Ländern ziemlich hoch. Wie beispielsweise bei China.
US-Aktien wiesen in den letzten Jahren die beste Rendite auf und so haben sie auch viele Länder bei der Marktkapitalisierung abgehängt.
Mit meinem aktuellen Verständnis der Märkte sehe ich es etwa so:
Am Ende des Tages interessiert mich als Anleger in erster Linie die Rendite. Was bringt es mir, wenn China als Land ein gleich grosses BIP erwirtschaftet wie die USA, ich aber nicht in die Unternehmen investieren kann, die den Grossteil des BIPs erwirtschaften, da sie vom Staat gehalten werden? Was bringt es mir, wenn ich mir dann den Anteil der chinesischen Wirtschaft in meinem Portfolio übergewichte, der gar nicht für den wirtschaftlichen Wachstum verantwortlich ist, nur damit China gem. BIP in meinem Portfolio vertreten ist.
Ähnliches gilt für Deutschland. Scheinbar werden dort viele gute Unternehmen, die zum BIP beisteuern, privat gehalten, und es sind vergleichsweise wenige Unternehmen an der Börse handelbar.
(https://fairvalue-magazin.de/etf-indexfonds/etf-portfolio/bip-gewichtung-etf-portfolio/)
> „Für mich sieht es in den gennanten ETF darum schon etwas danach aus als wäre hier nicht eine volle Diversifikation gegeben.“
Ich denke, „volle Diversifikation“ ist auch nicht unbedingt das Ziel. Meiner Meinung nach sollte das Ziel sein, eine gute Rendite zu erwirtschaften und dann so viel zu diversifizieren, wie nötig ist. Nicht: maximal zu diversifizieren und dann einfach die Rendite zu akzeptieren, die hinten herauskommt. Ab einer bestimmten Schwelle bringt stärkere Diversifizierung wahrscheinlich keinen nennenswerten Mehrwert mehr. Ich kann aber nicht beziffern, wie gross das Risiko bei diesen beiden Positionen (Apple & Berkshire) ist und wie sich die Rendite verändern würde, würde man den Index anders strukturieren. Wenn ich richtig gesehen habe, liegt das Gewicht dieser beiden Unternehmen zusammen bei 3.43%. Das erscheint mir persönlich noch nicht so hoch, dass ich nicht mehr ruhig schlafen könnte. Schaut man einem Stock Picker ins Portfolio, dürften viele seiner Einzelpositionen höher gewichtet sein.
> „Würde so z.B. China in Zukunft sehr stark weiter wachsen partizipiert man davon nicht.“
Das würde ich nicht unbedingt so sehen. Wenn China in Zukunft stark weiter wächst, bedeutet das ja auch, dass ihre Marktkapitalisierung prozentual zunimmt (sofern auch die Unternehmen wachsen, die an der Börse handelbar sind – andernfalls will ich aber auch nicht mehr investieren). Damit würde auch das Gewicht von China innerhalb des globalen ETFs steigen und ich würde als Besitzer des Fonds automatisch davon profitieren.
Das ist für mich eine der Schönheiten des Investierens in passive Index-Fonds. Auch wenn ich immer in den gleichen Fonds investiere, heisst das nicht, dass sich der Index, den der Fonds abbildet, nicht verändert. Unternehmen kommen und gehen und Marktkapitalisierungen von Ländern verändern sich.
Beispielsweise wurde 2018 mit General Electric das letzte der zwölf Unternehmen aus dem Dow Jones gekippt, die der Index umfasste, als er 1896 geschaffen wurde. Index-Fonds sind da eine Fire-and-Forget-Lösung – die Veränderungen, die auch zwangsläufig über die Jahrzehnte geschehen, habe ich immer automatisch im Portfolio, ohne dass ich die Veränderung einzelner Unternehmen oder Länder aktiv verfolgen muss (oder gar prognostizieren).
Ich habe ehrlich gesagt im Moment aber keine besonders starke Meinung, ob man nach Marktkapitalisierung oder nach BIP gewichten sollte. Ich mag es aber einfach und ohne grossen Aufwand. Mit einem Portfolio aus wenigen passiven Indexfonds kann ich praktisch ohne Aufwand die Durchschnittsrendite mitnehmen. Wenn ich dagegen anfange, mir selber etwas zusammenzubasteln, ist die Chance sehr gross, dass ich schlechter abschneide – zu einem grossen Teil wegen der höheren Kosten, die anfallen.
Was ich in diesem Artikel vorgestellt habe, ist das „einfachste“ Portfolio. Ist es das beste? Vielleicht nicht. Aber das Verhältnis zwischen Nutzen und Aufwand ist schwer zu schlagen und ich brauche kein tiefes Fachwissen, um es umzusetzen.
Mein persönliches Portfolio sieht auch ein kleines bisschen komplizierter aus, auch wenn immer noch sehr einfach. Dieses werde ich in einem späteren Beitrag auch noch detaillierter vorstellen. Vorweg: Ich habe die Schwellenländer dort auch etwas höher gewichtet als in einem neutral nach Marktkapitalisierung gewichteten Index wie dem FTSE All-World. In erster Linie aber, weil die Schwellenländer etwas höhere Rendite (aber auch Risiko) versprechen als die entwickelten Märkte und nicht, weil ich davon überzeugt wäre, dass die entwickelten Märkte in Zukunft nicht mehr liefern würden.
Was meinst du? 🙂
Hallo Roli
So nun ist einige Zeit vergangen und ich wollte dir gerne mal Antworten.
Mit deinen Aussagen beim letzten Post hattest du Recht mit der Gewichtung der Länder sehe das Mittereweile bei Entwickelten Ländern ähnlich. Bei Entwicklungsländern jedoch nicht. Gerade China wächst und wächst und man kann nach wie vor nur in wenige Unternehmen investieren (zudem ist der VWO ETF praktisch nur China).
Die ganze Idee mit dem Aktienmarkt wird vlt in China gar nie so werden wie sie in der westlichen Welt normal ist. Somit wird vielleicht der Aktienmarkt auch gar nie teilhaben am Wachstum von China. In China (aber wohl auch Vietnam und ein zwei andere Orte) scheint ja der Staat immernoch das letzte Wort zu haben auch oder gerade bei sehr erfolgreichen Unternehmen (wachtum bleibt aber bleibt nicht undbedingt im Unternehmen).
Als Fazit zu meiner Strategie ohne ETF kann ich bisher sagen, das ich seit dem letzten Post den Markt gut geschlagen hätte.
ABER es war wohl auch sehr einfach wenn man zu einem Zeitpunkt wo alles rasant billiger geworden ist, bereit ist zu investieren. Die Zeit die ich dafür Aufgewendet habe gibt mir aber wohl einen seehr schlechten Stundenlohn ;-).
Ich sehe immernoch gefahren beim ETF all World da er sehr stark auf die USA und deren Techkonzerne angewiesen ist. Gerade scheint sich dieses Gefüge ja etwas zu verschieben (wovon ich gut profitieren konnte).
Mein Faizit ist somit: ETF All World ist sicher eine sehr schöne Sache und ich glaube die 4% wird man damit auch erhalten. Aber zu gewissen Zeiten erst nach vielen Jahren 1929 – ca. 1959 –>kein Wachtum 1967 – ca. 1995 –> kein Wachstum(beispiel SNP 500 wohl stärkster Index seit 100 Jahren). Dies sind extrem Beispiele aber wir sind ja auch auf extremen Bewertungsniveaus.
Was ich im letzten Jahr gelernt habe, ist das eine Strategie (wie du sie ja auch hast) einem viel klügere Entscheidungen fällen lässt wenns mal plötzlich drunter und drüber geht.
Ob die reine ETF all World strategie in den nächsten 30 Jahren die richtige ist weiss ich noch nicht (könnte sehr gut sein).
Aber wenn ich mit meiner Auswahl falsch liege weiss ich wenigstens wer Schuld war 😉 (ich).
Übrigens alles Gute mit eurem Haus, tönt sehr intressant so ein Haus zu renovieren, dass könnte ich mir irgendwann auch mal vorstellen.