Unser vierbeinige Freund ist ja eigentlich ziemlich einfach zu halten. Er liebt alle Menschen und versteht sich mit jedem anderen Hund.
Seine grosse Leidenschaft ist aber leider, Motorräder zu jagen, was uns schon auch mal den Schweiss auf die Stirn treibt. In den letzten Monaten hatte ich hart daran gearbeitet, ihm diese Unsitte abzutrainieren. Wenn ich in seiner Nähe war, hatte es mittlerweile auch schon ganz gut geklappt und er verhielt sich in der Regel ruhig und blieb stehen, wenn ein Zweirad herannahte – auch wenn er nicht angeleint war.
Wenn ich etwas weiter entfernt war, übermannte ihn sein Jagdtrieb jedoch noch manchmal. Bis jetzt war das noch nie ein grosses Problem. Die Motorradfahrer in Ecuador sind es gewohnt, von Hunden gejagt und angekläfft zu werden. Das gehört hier als Hund sozusagen zum guten Ton. Nur die ganz, ganz Faulen machen bei diesem Spiel nicht mit.
Dass es auf Dauer nicht gut gehen konnte, war allerdings nicht sehr überraschend. Nach zwei Wochen am Strand in Mompiche passierte es schliesslich.
Der Strand ist sehr weitläufig und ruhig, nur ab und zu fährt ein Fischer auf seinem Motorrad vorbei. Als wir eines Morgens zu unserem Spaziergang aufbrechen wollten, hörte Smiley ein Knattern in der Ferne und sprintete im gestreckten Galopp über den Sand.
Er wartete am Ufer auf den Fahrer, schon lange bevor dieser die Stelle erreichte. Dieser sah ihn schon von Weitem und bremste etwas ab. Als er sich Smiley näherte, machte er eine komische Kurve – und fuhr ihn über den Haufen.
Er stürzte und beide rollten über den Sand. Smiley schrie laut, war aber sofort wieder auf den Beinen und rannte davon. Ich kümmerte mich erst einmal um den verletzten Motorradfahrer, der eine Platzwunde über dem linken Auge hatte. Mit Helm wäre das wohl nicht passiert. Abgesehen davon war er wohlauf.
Das Motorrad wurde auch etwas mitgenommen. Ein Blinker und einige andere Plastikteile waren abgebrochen und die Vorderradgabel war verbogen.
Ich versprach ihm, für die Reparaturen aufzukommen, und machte mich auf die Suche nach Smiley. Ich rannte am Strand auf und ab, rief und pfiff nach ihm. Darauf hört er normalerweise sofort und kommt herbeigerannt.
Nicht dieses Mal. Nach über einer halben Stunde noch immer keine Spur von ihm.
Langsam begann ich, mir Sorgen zu machen. Wer wusste schon, welche Verletzungen er vom Zusammenstoss wirklich davon getragen hatte. Angetrieben durch den Adrenalinschub könnte er trotz schwereren Verletzungen weit in den dichten Wald hineingeflüchtet sein, der an den Strand angrenzt. Ihn dort zu finden, war fast unmöglich, wenn er nicht selber die Kraft hatte, zurück zu kommen.
Mittlerweile hatte sich der Motorradfahrer wieder etwas gesammelt und wir klärten das Administrative. Das heisst: wir vereinbarten mündlich, dass sein Bruder, dem das Motorrad gehörte, in zehn Tagen 160 $ für die Reparatur bei mir abholen konnte. Polizei oder Versicherungen spielten hier keine Rolle.
Dann kam auch endlich Smiley aus dem Gebüsch herangeschlichen. Wie immer, wenn er sich freut oder wenn er weiss, dass er Scheisse gebaut hat, zog er seine Oberlippe nach oben und schnaubte durch die Nase. Sein Markenzeichen, dem er auch seinen Namen «Smiley» zu verdanken hat.
Glücklicherweise war er abgesehen von einer kleinen Schürfung am Knie unversehrt.
Den Luxus von leinenfreier Zeit hatte er sich mit dieser Aktion verspielt. In den verbleibenden zwei Wochen liess ich ihn nur noch bei Flut von der Leine, wenn kein Fahrzeug auf den Strand gelangen konnte.
Und was haben wir neben den 160 $ ausgegeben?
Viel haben wir ausgegeben! Aiaiai… Insgesamt 2’456 Franken.
Unsere Wohnkosten gingen im September ganz schön durch die Decke. Wir haben Anikas Mutter zwei Wochen Ferien von Anika gegönnt und Anika ist für zwei Wochen in ein Airbnb in Berlin gezogen. Der Spass hat 927 Franken gekostet – und dabei war es das Günstigste, das wir gefunden hatten.
Dazu kommen gut 40 Franken für mein Häuschen in Pomasqui, für das ich im September trotzdem bezahlen werde, auch wenn ich am Strand war. Dieser Betrag fällt kaum ins Gewicht und wir verstehen es mehr als Spende an die Fundación SEMBRES denn als Miete.
Merke: Auf Dauer in teuren Airbnbs zu wohnen, wollen wir vermeiden. Ab und zu ist es okay, aber jeden Monat wollen wir nicht 1’000 Franken für ein Dach über dem Kopf ausgeben.
Für Essen haben wir im September 377 Franken ausgegeben. Auf Roli in Ecuador entfallen davon nur 20 Franken – also 5 Franken pro Woche. Er musste sich nur einmal pro Woche mit frischem Obst und Gemüse eindecken, das sehr günstig ist. Für alles andere, das er benötigte, wie beispielsweise Reis, Linsen, Nudeln und Haferflocken, konnte er sich an Vorräten bedienen, die es vor der Abreise in die Schweiz noch aufzubrauchen galt.
Bei der Mobilität haben wir ÖV-Fahrkarten im Wert von 117 Franken für Anika in Berlin. Mit einer Monatskarte hätten wir hier diesen Monat ein paar Franken sparen können.
Gespendet haben wir wie immer 50 Franken für unser Patenkind in Pomasqui und 50 Franken für unsere Freunde Oli und Pati.
Bei den Versicherungen haben wir wie gehabt unsere Krankenkassenprämien in der Schweiz (199 Franken für Roli und 74 Franken für Anika). Hier wird es bald eine Veränderung geben, weil sich Anika in Berlin anmelden wird. Leider wird es dann aber teurer und nicht günstiger.
Bei Internet und Handy galt es die August-Rechnung (46 Franken) für Anikas Abo in der Schweiz zu begleichen. Dieses Abo konnten wir zum Glück auf Ende September endlich kündigen – die letzte Rechnung dürfen wir also im Oktober bezahlen. Zusätzlich zu den 46 Franken habe ich in Ecuador an einem Tag mobiles Internet aktiviert, weil das Wifi in meinem Strandhaus streikte. Das kostete aber nur 1 $ (200 MB gültig für 24 Stunden beim Anbieter Claro).
In der Kategorie Anderes haben wir 576 Franken verbucht – gut das Doppelte wie geplant. Wobei man bei dieser Kategorie eigentlich nicht von „planen“ sprechen kann – eher von „schätzen“ oder „raten“. So enthält dieser Betrag beispielsweise die 160 $ für die Reparatur des Motorrads. Den Rest des Betrags haben wir für Kleidung und Hygieneartikel und solches Zeug ausgegeben.
Zwei Monate in Folge mehr ausgegeben als eingenommen?!
Diesen Monat haben wir nach Abzug der provisorischen Steuer1 2’321 Franken eingenommen. Wir haben also offensichtlich 135 Franken mehr ausgegeben, als wir eingenommen haben.
Bereits im August waren unsere Ausgaben etwas höher als die Einnahmen.
Das Big Picture für das ganze Jahr 2020 sieht so aus:
Die blaue Linie zeigt unsere Einnahmen (hauptsächlich aus meiner Teilzeitanstellung) und die rote Linie stellt unsere Ausgaben dar.
Die orange gestrichelte Linie gibt unser passives Einkommen aus unseren Aktieninvestments wieder. Anfang Jahr planten wir, vorerst nur von den passiven Einnahmen leben zu können, da mein Anstellungsverhältnis befristet war. Dazu habe ich eine ausführliche (noch nicht abgeschlossene) Serie verfasst: Der finanzielle Masterplan.
Im Juni, als Anika nach Berlin zurückkehrte, sind unsere Ausgaben dann etwas explodiert. Zum einen, weil es etwas schwieriger ist, seine Ausgaben zu optimieren, wenn man sich nicht zusammen am gleichen Ort aufhält, und zum anderen, weil wir einfach nicht die Nerven dazu hatten und diese Situation ja nur temporär ist.
Was unsere Einnahmen betrifft, dürfen wir eigentlich die passiven Einnahmen (orange gestrichelte Linie) und die Einnahmen aus aktiver Arbeit (blaue, fette Linie) zusammenzählen. Diese Summe entspricht dem Betrag, den wir monatlich zur Verfügung haben. Das zeigt die grün gestrichelte Linie.
Es ist also im wahrsten Sinne des Wortes noch alles im grünen Bereich und wir haben immer noch Puffer.
Das heisst aber nicht, dass wir längerfristig so viel ausgeben wollen. Längerfristig sollten sich unsere Ausgaben wieder der orangen Linie der passiven Einnahmen annähern, selbst wenn wir unser Leben weiterhin aus den Einnahmen aus aktiver Arbeit bestreiten. So bewahren wir unsere Flexibilität und Freiheit und könnten unsere Arbeitsverhältnisse jederzeit auflösen und einfach den „Schalter auf die passiven Einnahmen umlegen“. Ausserdem werden unsere passiven Einnahmen auch umso schneller ansteigen, wenn wir einen grösseren Teil der aktiven Einnahmen sparen und investieren.
Wir sind jetzt wieder beide in Europa. Ich bin vorgestern in Zürich gelandet und schreibe diese Zeilen in meiner obligatorischen zehntägigen Quarantäne. Da die Einfuhr von Smiley nach Europa jetzt endlich erledigt ist, können wir uns auf die bevorstehende Zeit in Europa fokussieren und unsere Ausgaben, vor allem was die Wohnsituation betrifft, wieder etwas streamlinen.
Wie das genau aussehen wird, wissen wir aber auch noch nicht so genau. 🙂 Stay tuned!
1 In den letzten Monaten hatte ich jeweils unsere Einnahmen vor Abzug der Steuern angegeben. Hätte ich meine Anstellung nicht verlängert, die Anfang Jahr bis Ende April beziehungsweise bis Ende Juli befristet war, hätten wir 2020 auch überhaupt keine Einkommenssteuer zahlen müssen (sondern nur die Vermögenssteuer, die aber fast vernachlässigbar ist). Da ich mit meinem neuen Arbeitsvertrag unbefristet jeden Monat bezahlt werde, müssen wir dieses Jahr auch Einkommenssteuer entrichten. Es ist deshalb höchste Zeit, diese auch einzukalkulieren.