Seit einem Monat lassen wir es uns in Pomasqui gutgehen. Vormittags arbeiten wir ehrenamtlich im Recycling- und Umweltprojekt und nachmittags geniessen wir unsere Freizeit.

Die Kennfarben der recycelbaren Abfälle haben gewechselt. Abfalleimer mit neuer Farbe anstreichen war angesagt!

Der wiederverwertbare Plastik, der bei den Firmen eingesammelt wird, ist in der Regel vermischt mit anderen Abfällen oder teilweise verschmutzt. Hier wird nochmal alles sortiert und in kleinere Stücke geschnitten.
Vergangene Woche war eher unerfreuliche Arbeit zu verrichten. Ein lokaler Hersteller von Konservenfrüchten lieferte uns 6 Tonnen (!) konservierter Pfirsiche, die sie wegen eines Herstellungsfehlers entsorgen mussten. Wir machten also bei jeder Dose die Banderole ab, öffneten sie und kippten sie in den Kompost. War das erste Mal, dass ich vom Dosenöffnen Blasen an den Fingern hatte! Glücklicherweise konnten wir zwischendurch ein paar flauschige Welpen streicheln, um die malträtierten Finger zu heilen.
Bin gerade dabei, das Dach dieses Gewächshauses zu verlängern, um darunter Pflanzen zu platzieren, die etwas mehr Schatten brauchen. Die Schwierigkeit dabei ist, dass man für solche Projekte nur Material verwenden kann, das man auf dem Gelände findet und das nicht verkauft werden kann. Sogar die Nägel sind recycelt. Dauert deswegen alles etwas länger und Kreativität ist gefragt!

Meistens geniesse ich meine Freizeit, indem ich ein bisschen für meinen Arbeitgeber in der Schweiz arbeite. Klingt vielleicht paradox. Aber seit ich mein Vollzeitpensum in ein 30%-Pensum umgewandelt habe, bei welchem ich meine Arbeitszeit frei einteilen kann, fühlt sich meine Arbeit als Software-Entwickler, die vor knapp 20 Jahren als Hobby begann, wieder an wie ein Hobby. Dass ich dafür bezahlt werde, ist nur ein positiver Nebeneffekt.

Anika ihrerseits tobt sich nachmittags üblicherweise noch etwas in ihrem riesigen Garten aus – pflanzt etwas Gemüse an oder geht dem Unkraut an den Kragen.

Alles spriesst..!

Diesen Monat haben wir ein sehr lokales Leben geführt. Wir mussten nicht zur Arbeit pendeln, da wir auf dem Grundstück leben, wo wir vormittags arbeiten, und entspannen können wir uns auf unserer Terrasse. Lediglich zum Einkaufen spazierten wir etwa alle drei Tage ins Dorf hinunter.

Träumen auf der Terrasse…
Haben wir schon erwähnt, dass es hier viele Hunde gibt?
Vier der süssen Welpen sind noch zu haben, falls jemand einen abholen möchte.
Unser Garten hat einiges zu bieten! Hier eine der grossen Agaven.

Es gibt noch viel zu sehen in Ecuador, aber stressige Ein- oder Zweitagestouren sind nicht so unser Ding und wir wollen uns dann eher ein paar Wochen oder Monate am Stück Zeit nehmen, um durch das Land der Vulkane zu ziehen.

Langweilig war uns bis jetzt auch ohne grössere Ausflüge noch keine Sekunde! Langsam lernen wir die Leute, Kultur und Sprache kennen und gewöhnen uns daran, dass hier das eine oder andere halt ein bisschen anders läuft als zu Hause. Oder in manchen Fällen eben nicht läuft. Im Moment läuft in unserem Häuschen zum Beispiel kein Wasser aus dem Hahn. Seit bald zwanzig Stunden. Und irgendwann würde ich mich dann doch mal gerne unter die Dusche stellen nach meinem Morgenlauf.

Jänu. Das kommt dann auch wieder irgendwann. Wir sind nicht das erste Mal ohne Wasser, seit wir hier sind. Auch stromlos waren wir schon, und internetlos erst recht. Was soll’s? Muss man halt schauen, dass man immer ein paar Liter Wasser in Flaschen abgefüllt zur Seite stellt und die Powerbank aufgeladen hält, damit das Smartphone im Fall der Fälle auch davon noch eine Portion Energie bekommt – wenn man es denn überhaupt wirklich braucht.

Was unser lokales Leben diesen Monat kostete

Es gibt verschiedene Reiseblogger, die publizieren, wie viel sie auf ihren Reisen ausgeben. Oft bewegen sich diese Zahlen auch in Lateinamerika im Bereich von über 4’000.- Franken monatlich für zwei Personen. Und als ich einmal mit einem Freund über seine beiden neunmonatigen Weltreisen plauderte, meinte er, mit 60’000.- Franken müsse man schon rechnen – fast 7’000.- Franken pro Monat!

Uns hat das immer verunsichert. So viel wollten und konnten wir nicht ausgeben und es hat uns fast davon abgehalten, selber die Koffer zu packen und in unsere Abenteuer zu starten.

Das ist der Grund, warum auch wir die Hosen runterlassen und unsere finanzielle Situation radikal transparent darlegen. Um zu zeigen, dass es auch anders geht, wenn man das Tempo etwas drosselt und nicht jede überteuerte Touristenattraktion auf dem Weg mitnimmt.

Also, lassen wir mal die Hosen runter

Im Februar haben wir hier in Pomasqui insgesamt 959.41 Franken ausgegeben.

Damit lagen wir fast 100 Franken unter dem angepeilten Budget von 1051 Franken.

Die Ausgaben teilten sich auf folgende Kategorien auf:

Ausgaben Februar 2020

Vergleichen wir es mit dem Budget, das wir letzten Monat präsentierten, sieht es auch gar nicht so schlecht aus:

Vergleich Budget und effektive Ausgaben Februar 2020

Wohnen: 86.00 Franken (budgetiert: 100 Franken)

Wir leben hier günstig in einem kleinen Häuschen mit eigener Küche und Bad direkt auf dem Grundstück der Stiftung. Pro Person zahlen wir 43 Franken pro Monat.

Essen: 163.28 Franken (budgetiert: 100 Franken)

Vielleicht erinnerst du dich, dass wir letzten Monat in Quito fast das Doppelte für Essen ausgegeben haben. Als wir nach ein paar Wochen realisierten, dass wir Obst und Gemüse viel günstiger auf dem Markt als im Supermarkt bekommen, beschlossen wir, es noch einmal mit einem Budget von 100 Franken zu versuchen, obwohl wir fast das Dreifache des Budgets verballerten.

Jetzt sind wir schon ziemlich nah dran an den budgetierten 100 Franken und wir haben dabei auf nichts verzichtet – nur an anderen Orten eingekauft.

Ich habe diese Ausgaben von 163.28 Franken noch etwas genauer angeschaut und gesehen, dass wir für „richtiges Essen“ rund 110 Franken ausgegeben haben. Die zusätzlichen 50 Franken gingen für Kekse, Chips und Schokolade drauf.

Ein monatliches Budget von 100 Franken für Essen für zwei Personen wäre in Ecuador also durchaus realistisch.

Ich persönlich hasse es, für Kekse und solches Zeug Geld auszugeben. Ich möchte sie auch nicht essen, aber sie sind mein grosses Laster. Im Laden kann ich gut darauf verzichten, sie zu kaufen, weil ich es hasse, dafür Geld auszugeben. Aber zu Hause wandern sie dann automatisch in den Mund. Leider packt Anika sie gerne in den Einkaufskorb. 😉

Aber gut, auch wenn 100 Franken für diese Kategorie theoretisch ausreichen würden, erhöhen wir es für den nächsten Monat lieber ein wenig, damit es auch für die Kekse reicht – um den Hausfrieden nicht zu gefährden. 😉

Hausgemachte Kurkuma-Vollkornnudeln. Ziemlich günstig.
Typische Ausbeute aus einem Einkauf in einem der kleinen Minimärkte. In solchen kauft man deutlich günstiger ein als im Supermarkt. So eine Tüte Kartoffeln kostet 1$, die Erdbeeren und die Äpfel auch je $1, die Bananen 1$, der Spinat in der grünen Tüte 1$, die Ananas und der Broccoli zusammen 1$ und die Avocados und der Knoblauch zusammen 1.50$. Total also 7.50$. Kauft man etwa jeden zweiten bis dritten Tag so viel ein, landet man am Ende des Monats bei rund 100$.

Mobilität: 0.00 Franken (budgetiert: 50 Franken)

Die 50 Franken hatten wir pauschal im Budget für alltägliche Busfahrten zum Einkaufen oder wohin auch immer. Diesen Monat brauchten wir davon keinen Rappen und auch die nächsten Monate sieht es nicht so aus, als würden wir auch nur annähernd 50 Franken benötigen. Eine anderthalbstündige Busfahrt nach Quito kostet nämlich nur 25 Cents pro Person.

Nächsten Monat können wir diesen Budgetposten getrost streichen oder mindestens radikal reduzieren.

Spenden: 100.00 Franken (budgetiert: 100.00 Franken)

Gleich wie im letzten Monat: 50 Franken für unser Patenkind hier in Pomasqui und 50 Franken für unsere Freunde Oli und Pati.

Versicherungen: 429.30 Franken (budgetiert: 430 Franken)

Genau so wie im letzten Monat unsere Schweizer Krankenkasse. Wird im nächsten Monat wenigstens 15 Franken günstiger, weil ich die Unfalldeckung bei mir wieder ausschliessen kann, da ich wieder über meinen Arbeitgeber versichert bin.

Aktivitäten: 0.00 Franken (budgetiert: 50 Franken)

Unser lokales Leben hier ist günstig! Wir sind viel im Garten, lesen viel, lernen spanisch, und ich gehe ab und zu laufen. Kostet alles keinen Cent!

Internet und Handy: 73.82 Franken (budgetiert: 71 Franken)

Anikas schweizerischer Mobile-Vertrag für 46 Franken und meiner für 20 Franken. Zusätzlich eine Aufladung für unsere ecuadorianische SIM-Karte für 5 US-Dollar (1.0 GB Daten mit 30 Tagen Gültigkeit vom Anbieter Claro – Tuenti wäre noch etwas günstiger, dort gäbe es für 5$ 1.5 GB Daten).

Mein Schweizer Vertrag ist jetzt ausgelaufen. Anikas Vertrag können wir leider erst per Oktober 2020 kündigen.

Reisen: 80.00 Franken (budgetiert: 100 Franken)

Für unser Volunteering-Visum in Ecuador brauchen wir Strafregisterauszüge aus der Schweiz mit Apostille, die je 40 Franken kosteten. Das Visum haben wir noch nicht im Sack – das müssen wir im März noch regeln, sonst dürfen wir am 5. April wieder die Koffer packen.

Für das Visum, das ein Jahr gültig ist, werden wir dann nochmal zünftig zur Kasse gebeten. Dieses wird im besten Fall 250$ pro Person kosten und im schlechtesten Fall 450$ pro Person. Wir wissen noch nicht genau, wie teuer es wird – es kursieren widersprüchliche Informationen.

Anderes: 27.01 Franken (budgetiert: 50 Franken)

Reinigungsmittel für meine Kontaktlinsen, Streichhölzer, Toilettenpapier und solches Zeug. Nicht so spannend.

Also, insgesamt weniger als 1000 Franken ausgegeben hier unter der ecuadorianischen Sonne.

Wir können die Ausgaben von 959.41 Franken nicht komplett mit den Einkünften aus unserem Aktienportfolio decken. Ich habe dir hier vorgerechnet, dass wir mit monatlichen Einnahmen von 813 Franken aus unserem Aktienportfolio rechnen.

Bleiben also 146.41 Franken, die wir durch aktive Arbeit erwirtschaften müssen.

Ob uns dies wohl gelungen ist?

Unsere Einnahmen diesen Monat

Wir haben diesen Monat bisschen was verdient.

Wir haben zu Hause in Frauenfeld Anteile an einer Solaranlage besessen und dafür jährlich ein Teil des Ertrags ausgezahlt bekommen. Unsere Anteile mussten wir jetzt leider wieder abgeben, weil wir Frauenfeld verlassen haben, aber vor zwei Wochen wurde noch unser Ertrag von 2019 ausgezahlt.

Zusätzlich habe ich diesen Monat wieder 30% für meinen ehemaligen Schweizer Arbeitgeber gearbeitet und zum ersten Mal seit November wieder Lohn bekommen.

Insgesamt haben wir so diesen Monat 2’467.05 Franken eingenommen.

Stellen wir unsere Ausgaben und Einnahmen diesen Monat also gegenüber, haben wir 1507.64 Franken gespart. Das entspricht einer Sparquote von über 61%. Gar keine so schlechte Sparquote, dafür, dass wir hier eigentlich nur Urlaub machen!

Wir belasten unsere Ersparnisse also nicht einmal, sondern können sie sogar weiter aufbauen.

Wie war deine Sparquote diesen Monat?

Wie fändest du es, im Urlaub mit ein paar Stunden bezahltem Hobby mehr als doppelt so viel zu verdienen, als du ausgibst?

Vor ein paar Monaten haben wir von diesem Leben geträumt, aber gedacht, wir wären noch viele Jahre davon entfernt, es realisieren zu können. In Wahrheit ist es aber viel einfacher, als man denkt. Wie auch immer dein Traumleben aussieht, du bist nur eine Entscheidung davon entfernt. Das Einzige, das dir im Weg steht, bist du selber.